Über die georgische Heerstrasse nach Vladikavkaz

Nachdem der heftige Regen der letzten Nacht endlich vorbei ist, fahren wir nun die letzte kurze Etappe bis an die russische Grenze nach Kazbegi. Dies ist nochmal ein besonderes Highlight, denn wir fahren auf der alten georgischen Heerstrasse (military highway) in die Berge rauf. Dabei bieten sich immer wieder spektakuläre Ausblicke in die wolkenverhangene Bergwelt. Etwa 15 km sind nichtasphaltierte Baustelle mit Schotter, Steinen und ein paar Schlaglöchern. Lässt sich aber durchaus gut fahren. Beim Devils valley stoppen wir bei dem 70 Meter langen Denkmal, das mit verschiedenen Gemälden die Siege und Errungenschaften von Georgien und Russland darstellt. Dahinter verbirgt sich eine tolle Aussicht in die Bergwelt.

In Kazbegi beziehen wir nach kurzer Suche unsere Unterkunft im Ema homestay. Sehr nette Familie und abends gibt es dort leckeres Essen. Am Nachmittag mache ich eine kurze, aber sehr schöne Wanderung zur Kirche Tsminda Sameba rauf. Dies ist wirklich ein magischer Platz in einer völlig abgeschiedenen Bergwelt. Leider gibt es auch jetzt keinen Blick mehr auf den über 5000 Meter hohen verschneiten Mount Kazbegi im Hintergrund.

Am nächsten Tag geht weiter durch eine Schlucht, an deren Ende der Grenzübergang nach Russland liegt. Nach einiger Warterei und diversem Papierkram für den Zoll sind wir schliesslich drin, Mittagspause in Vladikavkaz und weiter bis Prochladnyy, wobei wir zwischendurch noch die kleine Grenze von Nordossetien in den Hügeln überqueren. Auch hier gibt es Passport Check und viele neugierige Fragen.


Die georgische Heerstrasse

Sie ist 213 Kilometer lang und durchquert das Gebirge zwischen Russland und Georgien. Dabei erreicht sie eine Höhe von 2382 m. Sie spielte eine strategische Rolle bei der Entwicklung der transkaukasischen Beziehungen. Die Straße führt von Wladikawkas durch das Terek-Tal hinauf über die russisch-georgische Grenze durch die Darielschlucht (auch Darielpass genannt), durch den Ort Stepanzminda und südöstlich vorbei am Berg Kasbek. Beim Dorf Almassiani wendet sich die Straße in die Schlucht des rechten Terek-Nebenflusses Baidarka. An deren südlichem Ende überwindet sie den auf diesem Abschnitt auch Mtiuleti-Kamm genannten Hauptkamm des Großen Kaukasus am Kreuzpass 2379 m. Die Straße führt weiter vorbei an der früheren Poststation Gudauri (2196 m) und in Serpentinen hinab in das Tal des Weißen oder Mtiuleti-Aragwi. In höheren Bereichen der Heerstraße liegt bis Ende Mai Schnee. Im Spätherbst und Winter kommt es oft zu Verschneiungen und Lawinenabgängen. Die Straße wird dann unpassierbar. Im Dezember 2005 blieben etwa 300 Menschen in 200 Kraftfahrzeugen nahe dem Kreuzpass im 2,5 m hohem Schnee stecken. Die Behörden brauchten vier Tage, um sie zu befreien. Zur Vorbeugung werden zeitweise Fahrverbote für große Busse, Fahrzeuge mit Anhängern und Lastkraftwagen erlassen. Im Mai und Juni kommt es zu Verkehrshindernissen durch den Auftrieb von Schafen auf die Bergweiden.

Geschichte

Die Heerstraße folgt einer Route, die von Soldaten und Händlern seit Jahrtausenden benutzt wurde. Der griechische Geograph Strabon beschrieb sie bereits im 1. Jahrhundert. Der Weg war zunächst ungepflastert und wurde damals Weg über den Darielpass genannt. Die russische Armee baute ihn während des 5. Russischen Türkenkrieges (1768 bis 1774) für den Transport ihrer Truppen zu einer Straße aus. Unter dem Kommando von General Gottlob Heinrich von Tottleben wurden der Weg verbreitert, Trassen in das Gebirge geschlagen und Brücken errichtet. 1799 wurde die ausgebaute Georgische Heerstraße der Öffentlichkeit übergeben. 1827 zog General Alexei Jermolow gegen Tschetschenen zu Felde, die regelmäßig Reisende ausraubten. Anschließend sicherte die russische Verwaltung die Heerstraße mit Kosaken. Ihnen wurden in regelmäßigen Abständen kleine Wohn-
und Wachhäuschen an der Straße errichtet. Bis 1863 wurde der Straßenbelag verbessert. Eine Postkutschlinie befuhr die Heerstraße täglich in beiden Richtungen. Die Wagen wurden von sechs bis acht Pferden gezogen, die Tiere an verschiedenen Stationen ausgewechselt. Ab 1900 wurden die Kutschen durch Autos ersetzt. Im Zweiten Weltkrieg versuchte die 1. Panzerarmee der Wehrmacht im Herbst 1942, die Straße, über die Nachschub für die sowjetischen Truppen nördlich des Kaukasus transportiert wurde, zu sperren oder selbst darüber nach Süden in Richtung Georgien vorzudringen. Der Angriff blieb jedoch im Dezember 1942 vor Wladikawkas stecken, ohne dass die Straße erreicht wurde.