Alpentour GS
Die diesjährige Sommertour mit Andreas und Rapha wir erstmals eine richtige GS-Tour. Wir sind alle drei mit einer GS unterwegs (2x F800 GS und meine R1100 GS) und wir fahren Strasse und auch einige längere Geländestrecken. Dazu später. Los gehts am Sonntag früh über die Autobahn A5 bis kurz vor Basel, dann beginnt eine schöne Überlandstrecke durch den Schweizer Jura. Eine liebliche Landschaft mit sanften Hügeln und vielen Seen und kleinen Ortschaften. Am Anfang spielt das Wetter noch prima mit, aber auf den letzten Kilometern der schönen Nebenstrecke, ungefähr auf der Höhe von Genf, geraten wir in ein heftiges Unwetter. Gut, wenn man Regensachen dabei hat und diese auch rechtzeitig anzieht. Bei Andreas und Rapha endete der Tag ziemlich nass und kalt. Immerhin haben wir das geplante Ziel Annecy erreicht und dort ein billiges Zimmer in so einem “Premiere Class” Hotel gefunden, naja. Das Highlight war aber der Buffalo Grill direkt nebenan, das gute Abendessen war gesichert.
Am Montag Morgen zunächst Stadtbesichtigung Annecy bei schönstem Sonnenschein. Weiter gehts durch den parc naturel regional du massif des Bauges zum Col du Galibier. Diese Strecke sind wir schon vor zwei Jahren gefahren, sie ist Teil der Route des Grandes Alpes. Am Ende der langen Abfahrt erreichen wir Briancon, wo wir uns schon einen Campingplatz ausgesucht haben. Die abendliche Wanderung in die Stadt ist ganz nett, aber Briancon hat irgendwie Montag abends nicht viel zu bieten.
Der Dienstag soll uns nun endlich abseits der geteerten Strassen bringen. Dazu fahren wir über den col du Montgenevre nach Italien rüber und weiter bis Meana di Susa. Von hier geht die Tour über den Finestre los. Eine kleine, asphaltierte Strasse schlängelt sich in engen Kehren den Berg hoch. Weiter oben geht es dann auf einer Schotterpiste weiter, bevor man auf der Assietta Kammstrasse weiterfahren kann, was wir trotz einsetzendem Regen tun. Die Piste ist hier relativ steinig, daher geht es auch bei dem Regen noch ganz gut zu fahren. Wir machen Mittagsrast im Rifugio Casa Assietta, wo wir ein einfaches Menü mit Käse, Fleisch und Polenta bekommen. Siehe da, nach dem Essen ist der Himmel wieder blau und die Wege trocknen ganz langsam wieder ab. Es gibt noch einige kleinere Matschlöcher, die stellen aber keine wirklichen Probleme dar. Nach einiger Zeit erreichen wir das Nordende von Sestriere, von wo es dann wieder auf der Strasse weitergeht. Vor Turin halten wir uns nördlich und fahren heute noch bis Lanzo Torinese, wo wir mit Hilfe des Navi und einigen Fehlversuchen einen gut versteckten Campingplatz finden.
Fazit: Die Assietta gehört eher zu den einfacheren Strecken, die man auch gut mit einer schweren Reiseenduro befahren kann. Selbst bei Regen war das heute gut machbar und hat viel Spaß gemacht. Zu den Einschränkungen siehe Text in der Box. Die Südseite des Finestre muss dann eben nochmal bei besserem Wetter gefahren werden, dann lohnen sich auch die unten beschriebenen Besichtigungen der Festungsanlagen.
Über den Colle delle Finestre führt eine Verbindung zwischen Susa (N) und dem Ort Depot bei Fenestrelle (S) bzw. Pourrières (SW). Südlich des Scheitels, an der Pian dell’ Alpe, liegt der Osteinstieg der Assietta-Kammstraße (AKS). Als Befahrungsrichtung empfiehlt sich der Weg von N nach S: Während die Südrampe zwar schmal, aber komplett asphaltiert ist, erwarten den Motorradfahrer auf der Nordrampe nicht nur unzähligen Kehren, sondern auch Schotter. Mit ein wenig Übung ist diese Strecke aber auch mit Tourern problemlos zu fahren. Bei feuchtem Wetter sollte man allerdings vorsichtig sein: Der Untergrund wird bei Nässe streckenweise sehr rutschig.
Auf der Südseite passiert man einige interessante Befestigungsanlagen, deren Zugang allerdings meist versperrt ist. Aber auch von der Straße her bieten sich interessante Einblicke in die militärische Geschichte und die Baukunst vergangener Jahrhunderte. Das weitaus interessanteste Bauwerk ist die gewaltige Anlage des Forte di Fenestrelle, die sich vom Talboden aus über ca. 3 km am Südhang des Valle del Chisone hinaufzieht und dabei knapp 600 m Höhenunterschied überwindet. Die gewaltige Anlage, die zu den größten Festungsbauwerken in den Alpen zählt, besteht eigentlich aus drei baulich miteinander verbundenen Festungen (San Carlo, Tre Denti und Delle Valli) und umfasst eine bebaute Fläche von 1,3 km². Die in 122 Jahren Bauzeit (1728 – 1850) errichtete und heute zum Teil restaurierte Anlage ist vom Tal aus zugänglich. Ein Besuch ist unbedingt zu empfehlen, aber man sollte dafür einige Stunden einplanen – und sich auf die insgesamt 3996 Stufen der »Scala Coperta« einstellen, die die Teile der Anlage miteinander verbindet. Der Colle dell’Assietta liegt an der Assietta-Kammstraße (AKS). Die Via dell Assietta (SP.173), die, von Pian dell’Alpe an der Südrampe des Colle delle Finestre kommend, beständig an Höhe gewinnt, erreicht hier das Niveau des Kamms und setzt sich nach SW mit nur geringen Höhenunterschieden bis zum Colle Basset fort. In ihrem Verlauf bietet die AKS herrliche Aussichten auf das Pelvoux-Massiv, den Mont Chaberton sowie hinunter ins Chisone-Tal. Aktuell sind für Finestre und AKS während der Ferienmonate Juli und August Fahrverbote am Mittwoch und Samstag zwischen 9 und 17 Uhr in Kraft. Es gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h sowie Überholverbot und Halteverbot außerhalb der Parkflächen. Quelle: alpenrouten.de |
Der heutige Mittwoch gehört steckentechnisch nicht zu den Highlights. Wir fahren über viele Nebenstecken weiter Richtung Lago Maggiore. Dabei gibte es auch einige tolle Abschnitte, aber leider auch sehr viel Tempo 30 in Ortschaften. Ab Meina geht es am Seeufer des Lago Maggiore entlang bis zum Campingplatz Conca d’Oro in Feriolo. Hier gibt es erstmal ein erfrischendes Bad im See. Unser Zeltplatz liegt direkt am Strand. Da die beiden nicht so recht wissen, ob sie abends essen gehen wollen und schon wieder jede Menge Zeug eingekauft haben, gehe ich alleine los in den Ort und genehmige mir eine riesige Pizza und zwei große Bier in einem netten Restaurant am See. Perfekt nach einem sehr warmen Sommertag.
Donnerstag. Nach kurzer Lagebesprechung beim Frühstück steht fest: Ich werde alleine weiterfahren. Andreas und Rapha sind nach den letzten Tagen etwas erholungsbedürftig und irgendwie nicht mehr sehr motiviert, die geplante Strecke noch ganz zu fahren. Und die manchmal etwas trödelige Fahrweise der beiden trägt auch zu meiner Entscheidung bei. Mir sind das Stilfserjoch und die schöne Strecke am Arlberg wichtig und ich möchte auf keinen Fall über die Schweiz und Autobahn nach Hause fahren, was wohl jeder versteht. Gegen zehn Uhr bin ich wieder on the road und nehme als erstes die Fähre nach Laveno-Mombello rüber, das spart richtig Zeit. Von dort gehts über Ponte Tresa ein Stück durch die Schweiz. Der Verkehr in Lugano ist etwas nervig und es ist mittlerweile richtig heiß. Ein sehr schönes Stück am Nordufer des Luganer Sees führt bis Porlezza, wo ich (wieder in Italien) Mittagspause mache. Später noch ein paar Fotostops am Lago di Como und weiter in das extrem heiße Tal von Sondrio. Mein Bordthermometer zeigt bis zu 37 Grad im Schatten an, nicht schlecht. Weiter oben wird es dann besser. Ich beschliesse, heute nur bis Bormio zu fahren, nachdem ich mal die Wetterlage im Internet gecheckt habe. Das Wetter soll bis morgen Mittag mindestens halten, das reicht für den Pass. Ich fahre eine Runde durch den Ort eine kleine Bergstrasse rauf für ein paar Fotos und dann wieder zurück zu einem Hostel (Ostelo Alpino), das ich bei der Einfahrt nach Bormio schon gesehen habe. Sehr gute Entscheidung, siehe die Fotos. Die Übernachtung mit Top-Frühstück und Garage für die Q kostet mich 30,00 Euro. Nach dem extrem heißen Tag erstmal duschen und dann mit der Kamera bewaffnet in die Stadt zum erkunden und Abendessen. Bormio gefällt mir sehr gut. Die Lage am Talende zwischen hohen Bergen macht die Stadt ideal als Ausgangspunkt für Wanderungen, Mountainbiketouren und natürlich für Wintersport. Entsprechend groß ist das Angebot an Unterkünften und Restaurants hier.
Das Wetter am Freitag morgen ist tatsächlich perfekt. Nach einem ausgezeichneten Frühstück im Hostel sitze ich gegen neun Uhr wieder auf der Q und rolle durch den Ort Richtung Stelvio. Die ersten Kurven des Stilfser Jochs fahre ich hinter ein paar belgischen Harleys. Später noch ein paar Fotos und schon bald stehe ich auf der Passhöhe bei erfrischenden 9 Grad. Die Abfahrt auf der Nordostseite ins Vinschgau ist ein veritables Kurventraining. Die Spitzkehren reihen sich in kurzer Folge aneinander und schon bald bin ich im Flow… Es ist noch nicht viel los hier, das sieht dann am Wochenende bestimmt ganz anders aus. Da die Wetteraussichten nicht perfekt sind, entscheide ich mich für eine kleine Abkürzung und nehme den Weg “linksrum” über den Reschenpaß nach Österreich. Kurz nach dem Reschensee beginnt es dann leicht zu regnen. Mehrere kleine Schauer begleiten mich nun durch die Berge Österreichs. Nach der schönen Arlbergstrecke fängt es dann auf der Strecke Lech-Warth richtig an zu regnen und ich mache erstmal Mittagspause am Ortseingang von Warth. Früher war ich hier oft zum Skifahren, aber auch im Sommer ist hier viel los. Weiter geht es über den Hochtannbergpaß und runter bis Bregenz. Ein Stück entlang des Bodensees und über kleine Nebenstrecken vorbei an Ravensburg. Über Sonnenbühl und Reutlingen erreiche ich am Abend wieder Ludwigsburg.
Vom Col du Galibier, der Assietta und vom Stilfser Joch gibt es auch Videoaufnahmen. Das Schneiden dauert aber noch ein wenig, das wird später mal hier hochgeladen.
Einen weiteren schönen Blog vom Piemont gibt es hier bei Rossi
Super toller Artikel! Und die Eindrücke laden zum Nachmachen ein 🙂
Viele Grüße Paul
PS: Über einen Besuch auf unserer Seite würde ich mich freuen Pocket Bike
Hi!
da waren wir diesen Sommer teilweise in der gleichen Ecke!
Liebe Grüße von Rossi (twoduro.com)
https://www.motorrad-blogbuch.com/2017/09/05/italien-piemont/