Kharabach – Ein Land, das es gar nicht gibt
Von Goris geht es heute über eine sehr schöne Bergstrasse weiter nach Naghorno-Kharabach. Das formal selbständige Land wird von keinem anderen Staat weltweit anerkannt, gehört praktisch zu Armenien, offiziell ist es aber ein Teil Azerbaidschans. Eine Lösung wird wohl in den nächsten 20 Jahren nicht in Sicht sein. Am Grenzfluss werden die Pässe gecheckt, ein weiteres Dokument (so eine Art Visum) müssen wir uns später in der Hauptstadt besorgen. Darauf werden alle von uns eingeplanten Orte eingetragen. Vor dem Ministry of Foreign Affairs treffen wir auch Marco und Derek, die erst heute in Tatev waren. Wir beziehen unsere telefonisch gebuchte Unterkunft (B&B) hinter einer Reihe von Plattenbauten, hier ist maximal Russisch als Fremdsprache möglich. Stephanakert ist nicht besonders gross und eine Nacht reicht völlig aus. Das Wetter ist leider grau, kalt und regnerisch, daher gibt es kaum Fotos.
Am Dienstag sieht es leider nicht viel besser aus, es hat die ganze Nacht geregnet. Immerhin hört es nach dem Frühstück auf und wir fahren zu viert weiter nach Agdam, eine Geisterstadt mit vormals 150000 Einwohnern. Das war bis 1994. Heute sieht es aus wie nach einem Bombenangriff. Agdam wird auch “Hiroshima des Kaukasus” genannt. Die Trümmer sind zum Teil überwuchert und von der Natur zurückerobert. In einem Gebäude sind ein paar Soldaten. Ich winke, sie winken zurück. Wir und die Motorräder scheinen hier kein Problem zu sein. Wir klettern auf eins der beiden Minarette um einen Überblick zu bekommen. Kameras sind hier angeblich nicht willkommen, aber ein paar Fotos müssen sein.
Nächster Stop ist Gandzasar, etwa 50 km westlich. Durch ein paar Regenschauer fahren wir die schöne Strecke rauf in die Berge, wo es dann schliesslich trocken ist. Von hier wollen wir versuchen, auf direktem Weg weiter Richtung Norden zu fahren und dann über den Sotk-Pass nach Armenien zurückzufahren.
Das war eine gute Entscheidung. Am Anfang verläuft die Piste durch ein Tal. Nach den heftigen Regenfällen ist es noch ein wenig schlammig an einigen Stellen, aber gut fahrbar. Weiter oben am Pass dann feinste Schotterpiste mit noch feineren Ausblicken. Nichts als Natur, weit und breit kein Mensch und kein Dorf. Auf der anderen Seite des Passes sind wir wieder in Armenien und fahren runter zum Sevan See, wo wir nach einem langen Tag in einem kleinen Guesthouse übernachten.
Hallo Bernie!
Wir wollen im Mai 2014 den Sotk-Pass von Gandzasar zum Sewan-See fahren (mit einem Allrad-Auto).
Frage: wie ist die Qualität der Straße? Ist es eine Schotterpiste oder Asphalt, gibt es viele Schlaglöcher? Wie schnell seid Ihr mit dem Bike voran gekommen, also wie viele Stunden habt Ihr benötigt?
Schon mal danke für eine Antwort, und ebenfalls danke für den Bericht!
Gruß, Matthias
Hallo Matthias,
das ist wirklich eine super Strecke. Zunächst war es unten im Tal etwas matschig, es hatte die Tage zuvor viel geregnet. Ein paar Schlaglöcher gibt es schon. War kein Problem zu fahren. Weiter oben am Sotk Pass wird die Strasse richtig spektakulär, wir sind dort ein wenig in die Wolken eingetaucht und dann kam die Sonne durch. Eine relativ neue und gepflegte Gravel Road, sehr wenig, fast gar kein Verkehr. Wir sind vormittags in Stephanakert aufgebrochen und waren noch eine ganze Weile in Agdam und in Gandzasar, bevor wir diese herrliche Strecke gefahren sind. Inklusive Mittagsrast und Fotostops haben wir von Gandzasar vielleicht 3-4 Stunden gebraucht, ist aber nur eine grobe Schätzung.
Viel Spass dort, Bernie
Vielen Dank für die schnelle Antwort!
Und nochmals danke für den Bericht! Es gibt so gut wie keine Infos über diese Route, das macht mich natürlich erst richtig neugierig. 🙂
Aber gut zu wissen, dass die Strecke in relativ kurzer Zeit ohne große Probleme zu schaffen ist. Ich hoffe, ich kann dir in einem halben Jahr meine Erfahrungen schildern.
Gehab dich wohl und eine schöne Zeit!
// Matthias