3 Tage Werkstatt – Ende der Reise?
Nach einer dreiviertel Stunde haben wir Podgorica mit dem Abschleppwagen erreicht. Während der Fahrt wird vom Fahrer eifrig rumtelefoniert und wir versuchen mit ihm eine geeignete Werkstatt zu finden. Wir entscheiden uns für ein fünf-Mann Betrieb, den er uns empfiehlt. Dort können wir erstmal auf dem Hof stehen. In der Nähe ist ein Supermarkt und ein Restaurant. Wir gehen also heute Essen. Auch hier grosse und günstige Portionen, aber der Tabaknebel nervt.
Am nächsten Morgen lernen wir Igor kennen, der ganz gut Englisch spricht. Er ist seit 3 Jahren der Boss hier, ist aber selber kein Mechaniker. Er ist super freundlich und hilfsbereit und wir fühlen uns gut betreut. Wir werden in den nächsten Tagen das gesamte Team kennenlernen und gehören schon fast zur Werkstattfamilie.
Noch am Vormittag schaut unser Schrauber sich das mal an. Meine Vermutung mit dem Zahnriemen bestätigt sich leider. Nach einiger Schrauberei steht fest: Das Zahnrad auf der Kurbelwelle ist zweimal gebrochen, wird aber durch die Bleche noch in seiner Form gehalten. Sowas hat hier noch niemand gesehen. Der Zahnriemen ist vermutlich mehrfach hin und hergesprungen, hoffentlich nicht zu weit in eine Richtung. Das könnte auch die röhrenden Geräusche erklären. Das Ersatzteil ist schnell herbeigeschafft. Beim Einbau fällt auf, daß auch die Spannrolle hinüber ist (gebrochenes Teil). Da waren heftige Kräfte am Werk.
Also nochmal ein Teil besorgen, alles wieder einbauen und einstellen. Irgendwas stimmt nicht, der Motor stösst beim Drehen von Hand auf einen Widerstand. Shit, doch die Ventile im Arsch oder sogar mehr? Es ist schon spät und wir verschieben das auf den nächsten Tag. Die Stimmung ist nicht so toll, aber wir gehen erstmal zu Fuss in die Stadt und machen eine Runde durch Neu- und Altstadt. Am Fluss gibt es einen schönen Park und ein Puschkin Denkmal in der Nähe. Mein Hostel von der letzten Tour ist jetzt ein Kindergarten. Davor wäre direkt am Fluss ein schöner Stellplatz, aber geht ja nun nicht.
Nach all dem Frust haben wir wenigstens ein gutes Essen verdient, welches wir in meinem Stammlokal Pod Volat finden. Heute ganz rauchfrei. Die Preise sind immer noch klein und das Essen schmeckt super. Heute gibts bei mir mal wieder Gulasch. Ein 0,5 Niksicko (Bier) kostet 2,2o €, das ist ein fairer Preis.
Wir laufen wieder zurück und verbringen die zweite Nacht vor der Werkstatt.
Heute ist Donnerstag. Alle sind sehr beschäftigt, da das orthodoxe Osterwochenende vor der Tür steht. Wir verbringen den Tag mit Warten, surfen im Internet, zwischendurch mal zur Pekara (Bäcker) oder zum Supermarkt. Wenigstens können wir oben in der Werkstatt im kleinen Cafe sitzen. Hier läuft ein kleiner Heizlüfter und wir haben eine Toilette. Es ist 19 Uhr, wir haben gerade mut den Vorbereitungen fürs Kochen begonnen, da geht es endlich weiter. Der Bus wird wieder reingeschoben und die Schrauberei geht weiter. Eigentlich war der Plan, den Zylinderkopf auszubauen und den Schaden zu begutachten. Eine andere Firma sollte das dann richten, falls noch möglich.
Unser Schrauber bastelt aber erstmal am zweiten Zahnriemen (der für die Einspritzpumpe) weiter. Irgendwas muss gestern schiefgelaufen sein, denn plötzlich lässt sich der Motor doch drehen. Angeblich war das ZMS an der Kupplung falsch montiert gewesen. Es gibt wieder Hoffnung. Also nochmal alles neu einstellen und teilweise zusammenbauen. Gegen 22 Uhr versammeln sich alle um den Bus und der Chef dreht den Zündschlüssel. Siehe, da, beim Anlassen klingt erstmal alles gut, nur der Motor läuft noch nicht. Jemand entdeckt vermutlich noch einen fehlenden Stecker. Alle brechen in Gelächter aus, aber keiner will uns erklären, warum genau. Zweiter Startversuch und DER MOTOR LÄUFT!! Freudenschreie hallen durch die Halle (nicht nur von uns). Er läuft richtig rund und das nur nach Einstellung nach Gefühl.
Jetzt ist aber Feierabend, der Rest wird morgen zusammengeschraubt. Nur neben uns an einem Abschleppwagen wird noch eine halbe Stunde weitergemacht. Endlich können wir mit dem Thema Abendessen weitermachen.
Der Bus bleibt heute Nacht drinnen. Nicht nur das, er ist noch auf der Hebebühne und es fehlt ein Rad. So haben wir heute zum Kochen und Schlafen einen ganz besonderen Stellplatz einen Meter über dem Boden. Es gibt heute wieder Paprika- Reispfanne mit vielen Zwiebeln und Knoblauch. Wir verbringen eine ruhige, aber kurze Nacht.
Es ist Freitag. Gegen acht Uhr kommen die ersten Mitarbeiter, da sind wir schon fast mit dem Frühstück fertig. Heute ist so ein halboffizieller Feiertag, da kommen scheinbar nicht alle. Ein Kollege sagt auf Englisch was von Eier anmalen, ist aber scheinbar lieber hier in der Werkstatt. Nachdem auch der Keilrippenriemen, der Luftfilter und die Ladeluftschläuche wieder drin sind, steht die erste Probefahrt an. Ich fahre, der Chef sitzt daneben. Alles soweit gut, nur bei ganz wenig Last nagelt er noch etwas. Das wird im nächsten Schritt noch etwas am Riemen der ESP verstellt. Dazu kommt nun auch das Testgerät auf dem PC zum Einsatz. Der Förderbeginn erfolgt jetzt später, aber eine Zahl gibt es nicht.
Eine erneute Testfahrt zeigt den Unterschied. Der Motor läuft ruhiger und das Nageln ist fast weg. Dafür erfolgt die Gasannahme etwas sanfter. Von mir aus kann das so bleiben. Ein Besuch beim “Diesel Service” ist nach Meinung unseres Schraubers nicht mehr notwendig. Da hätten wir den Förderbeginn nochmal dynamisch einstellen können. Mal schaun, ob es auch so passt. Wir machen noch ein Abschiedsfoto und warten auf die Rechnung. Kurze Zeit später kommt Igor damit runter und es verschlägt mir fast die Sprache. Inklusive der Teile will er grade mal 200 Euro von uns. Das ist wirklich mal ein Freundschaftspreis! Wir geben unserem Schrauber noch ein ordentliches Trinkgeld und auch Igor bekommt noch 20 Euro für die Bierkasse.
Heute bleiben wir noch in Podgorica, testen den Stellplatz am Ufer und gehen nochmal lecker im Pod Volat essen. Wenn der Bus morgen mit dieser Einstellung anspringt, kann es weitergehen. Wir sind gespannt. In der Nacht gibt es ein Gewitter mit viel Regen, aber das stört uns nicht.
Hallo,
zum Glück alles gut gegangen. Weiterhin einen gute Reise.
Viele Grüße
Karina und Thomas
Ja, jetzt noch ein paar Einstellungen und am Dienstag zum Diesel-Service, das ist wohl sowas wie Bosch-Dienst. Dann sind wir genau eine Woche hier, das war länger als geplant… LG, Bernie & Vik