4 Tage in Istanbul

Wir verbringen einen Tag in Kadiköy und fahren dann über die Brücke nach Europa.

Da es ja nach Bulgarien weitergehen soll, liegt Istanbul diesmal wirklich am Weg und wir geben uns zum Schluß nochmal die Megastadt. Es ist schön, nach neun Jahren mal wieder hier zu sein und alte Erinnerungen aufzufrischen.

Wir verbringen zunächst noch eine Nacht vor den Toren der Stadt in Ugur Mumcu. Hier gibt es einen kleinen Wald mit Picknickplätzen und dort in der Nähe auch einen ruhigen Weg. Am nächsten Tag wollen wir eigentlich auf die europäische Seite rüberfahren, aber alle Brücken und Tunnel sind gesperrt, Was ist da los? Ein Blick ins Internet bringt die Antwort, Heute ist Istanbul Marathon! Also kleine Planänderung: Wir fahren zu einem Stellplatz am Hafen in Harem und verbringen den Tag in Kadiköy, was gar kein Problem ist. Im Szeneviertel gibt es nette Strassencafes und kleine Geschäfte.

Heute klappt es mit der Brücke. Von Asien nach Europa kostet es auch nichts, daher lohnt der kleine Umweg. Es ist auch allemal schöner, die Kontinente so zu wechseln als durch einen öden Tunnel zu fahren. Der Verkehr ist heftig, aber schliesslich erreichen wir den kleinen Wohnmobilplatz neben dem kleinen Geçlik Park. Auf der anderen Seite ist ein Fussballplatz und die Duschen und Toiletten werden mit den Sportlern geteilt. Frischwasser gibt es auch hier. Mit 200 TL pro Tag ist das Angebot grade noch attraktiv und man steht sicher in der Großstadt. Von hier können wir zu Fuß die wichtigsten Sehenswürdigkeiten erreichen. Bis zur Tram T1 ist es auch nicht weit, eine Fahrt kostet nur etwa 7 TL. Damit kann man z.B. nach Karaköy zur Fähre oder zum Galataturm / Taksim Square fahren.

Der erste Versuch, die Hagia Sophia zu besuchen, scheitert an einer endlos langen Schlange. Als wir am Abend nochmal kommen, wird kurz vor uns grade das Tor geschlossen. Also doch nicht 24 Stunden geöffnet? Der dritte Versuch am folgenden Abend gelingt, wir sind so gegen 21 Uhr dort. Wir verbringen eine ganze Weile dort und lassen die eindrucksvolle Stimmung auf uns wirken. Schön, dass jetzt auch nicht ganz so viele Leute dort sind, es gab keine Warteschlange.

Die Hagia Sophia oder Sophienkirche ist eine von 532 bis 537 n. Chr. erbaute ehemalige byzantinische Kirche. Diese wurde von 1453 bis 1935 – und wird wieder seit 2020 – als Moschee genutzt. Von 1935 bis 2020 diente sie als Museum (Ayasofya Müzesi, „Hagia-Sophia-Museum“).

Die Hagia Sophia befindet sich in Eminönü, einem Stadtteil im europäischen Teil Istanbuls. Nach dem Niederbrennen zweier Vorläuferbauten verfolgte Kaiser Justinian mit dem Bau einer Kuppelbasilika im 6. Jahrhundert n. Chr. ein besonders ambitioniertes baupolitisches Programm. Sie ist dabei nicht nur die letzte der spätantiken Großkirchen, die seit Konstantin dem Großen im Römischen Reich errichtet wurden, sondern gilt in ihrer architektonischen Einzigartigkeit oft als eine Kirche ohne Vorbilder und ohne Nachahmung. Die Kuppel der Hagia Sophia bleibt mit ursprünglich 33 Metern Spannweite bis zum heutigen Tage die größte über nur vier Tragepunkten errichtete Ziegel-Kuppel der Architekturgeschichte. Sie gilt mit der gigantischen Umsetzung und den Proportionen und der besonderen Harmonie ihres Innenraums als eines der bedeutendsten Gebäude aller Zeiten. Aufgrund ihres besonderen Baugefüges und der hier durch Isidor von Milet und Anthemios von Tralleis erstmals verwirklichten neuartigen Idee in der Durchdringung von Zentralraum und longitudinaler Basilika entstand ein Bauwerk, das die Grenzen der verfügbaren technischen Möglichkeiten der Spätantike auslotete. Sie ist eine der kühnsten Konstruktionen aus Menschenhand und eines der bedeutendsten Bauwerke der letzten 1500 Jahre.

Als letztes großes und bei Weitem bedeutendstes Bauwerk der frühbyzantinischen Architektur und Kunst der Spätantike wird sie in ihrer Funktion als zentralem Ort byzantinischer Herrschaftsrepräsentation als eine Verkörperung der byzantinischen Reichsidee gesehen und ist damit eines der wichtigen Schlüsselwerke für das Verständnis des kulturhistorischen Phänomens Byzanz. Sie brachte zugleich ein neues Paradigma des Kirchenbaus hervor, das teils im Gegensatz zu seinen älteren Vorläufern stand und in der Folge einen der Grundpfeiler der christlichen Baukunst bilden sollte, der die Sakralarchitektur in Ost und West nachhaltig beeinflusst hat. Die Hagia Sophia wurde nicht zuletzt als Ausdruck und Demonstration der kaiserlichen Macht Justinians gebaut: Indem sich in dem Bauwerk die Einzigartigkeit seines Auftraggebers und die Zurschaustellung seiner herausragenden Stellung manifestierten, bildet es auch den Anspruch, Justinians Gottesgnadentum in der irdischen Herrschaft über die christliche Welt zu zeigen, ab. Die Hagia Sophia war die Kathedrale Konstantinopels, Hauptkirche des Byzantinischen Reiches sowie religiöser Mittelpunkt der Orthodoxie und ist heute ein Wahrzeichen Istanbuls. Ihre architektonischen Bedingungen waren ein zentraler Faktor für die Entwicklung der in ihr gefeierten spätantiken Liturgie und der liturgischen Musik.

Als Krönungskirche der byzantinischen Kaiser (seit 641), als Kathedrale des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel und Ort wichtiger historischer Geschehnisse ist die Hagia Sophia in besonderer Weise mit der byzantinischen Geschichte sowie allgemein als universell gedachte Modellkirche der Hauptstadt der christlichen OikumeneKonstantinopel, mit der Ideengeschichte des östlichen Christentums verbunden. Geplant als Bau von universeller Bedeutung, blieb sie über die Zeit des Mittelalters auch ein universelles christlich-spirituelles Zentrum. Auf der rechten Seite des Naos symbolisiert das Omphalion daher auch die Mitte der Erde, den sprichwörtlichen „Nabel der Welt“. Ihr Bau und ihre Symbolkraft waren aber insbesondere für die orthodoxe Christenheit und das Reich von außerordentlicher Bedeutung. Daher gilt sie den meisten orthodoxen Christen noch heute als großes Heiligtum.

Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 wurden christliche Insignien, Inneneinrichtung, Dekorationen und Glocken der Hagia Sophia entfernt oder durch Putz verdeckt. Anschließend als Hauptmoschee der Osmanen adaptiert, hatte sie großen Einfluss auf die Entfaltung der osmanischen Baukunst. Die osmanischen Sultane des 16. und 17. Jahrhunderts lehnten die Moscheen in den großen imperialen Külliyen an das bauliche Vorbild der Hagia Sophia an. Hauptwerke wurden hier durch Sinan geschaffen. Allgemein ist die Hagia Sophia unter den bedeutenden frühchristlichen Sakralgebäuden trotz der islamischen Indienstnahme in rein architektonischer Perspektive heute weniger verändert als die großen frühchristlichen Basiliken Roms und Jerusalems.

Auf Anregung Atatürks, des ersten Präsidenten der Türkei, beschloss der Ministerrat am 24. November 1934, die Moschee in ein Museum umzuwandeln. Am 10. Juli 2020 entschied das oberste Verwaltungsgericht der Türkei, dass die Hagia Sophia wieder als Moschee genutzt werden dürfe. Auf Anordnung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan wurde für das erste islamische Gebet der 24. Juli 2020 festgelegt.

Die Blaue Moschee (direkt gegenüber) sollte auch noch erwähnt werden, Diese wird jedoch gerade saniert und ist teilweise verhüllt und auch innen steht ein Gerüst.

Ansonsten ist Istanbul sehr teuer und bietet nicht immer die sonst auf unserer Reise gewohnte Qualität, insbesondere beim Essen sind wir etwas enttäuscht. Das hatten wir woanders schon viel besser für weniger Geld.

Unsere Zeit in der Türkei (90 Tage) ist nun sowieso zu Ende und wir werden nach Bulgarien weiterfahren. Dafür gibt es noch keine konkrete Planung, aber wir werden mit Sicherheit eine spannende Route finden! Mal schaun, wie das Wetter im November so mitspielt.