Kalt und heiss – Alamut Valley, Qom, Kashan und Abyaneh

Wir pendeln zwischen Flachland und Bergen auf unserem Weg nach Süden

Auf dem Weg nach Zandschan tanken wir zum ersten Mal im Iran. Das ist etwas chaotisch, da der Tankwart uns nicht helfen kann und wir eine Diesel Card von einem Lkw Fahrer benötigen. Der ist auch schnell gefunden und der Bus wird betankt. Beim Preis gibt es noch ein wenig Diskussionsbedarf zwischen den mittlerweile 4 Männern und mir. Am Ende “einigen” wir uns auf die Summe von 300.000 Rial, was ziemlich genau einem Euro entspricht (wohlgemerkt für die ganze Tankfüllung!). Wir fahren los, die hitzige Diskussion an der Tankstelle geht weiter. Nun gut, wir haben jedenfalls mehr als den offiziellen Preis gezahlt, kann also so verkehrt nicht sein.

Direkt hinter Qazwin geht die Alamut Road in die Berge hoch. Am Anfang noch recht flach, dann wird es steiler. Bei diesem Ausflug ist eindeutig der Weg das Ziel. Wir fahren über verschiedene Pässe in eine sehr schöne Berglandschaft mit teilweise über 2200 Metern. Unser Ziel heute ist der Ovan See, dort übernachten wir am grossen Picknickplatz. Gut, dass kein Wochenende ist, sonst wäre hier die Hölle los.

Von hier geht es am nächsten Morgen über weitere kleine Strässchen zum Bergdorf Andej, wo man gut ein wenig in das Tal hochlaufen kann und von dort zum Alamut Castle nach Gazor Khan. Der Eintritt für ein paar Ruinen mit Aussicht soll 1 Million Rial kosten, das muss nun wirklich nicht sein. Wir bleiben aber etwas unterhalb vom Ort und haben einen 1a Stellplatz mit bester Aussicht in Tal und Berge für 0 Rial. Sehr angenehme Temperaturen gibt es noch dazu.

Heute geht es den gleichen Weg wieder zurück und wir erreichen die Ebene mit Temperaturen bis zu 40 Grad. Besonders warm ist es am Abend noch in Qom, wo ich mir den Holy Shrine of Fatima Masoumah anschaue, während Vik im Bus wartet. Ich bekomme sogar eine 15-minütige Privatführung in perfektem Englisch. Vielleicht sollen Touristen hier nicht einfach überall allein rumlaufen. Jetzt am Abend ist hier richtig was los. Ich erfahre, dass pro Jahr über 20 Millionen Besucher hierher kommen.

Qom und der heilige Schrein der Fatima al- Ma’suma
Qom ist eine der ältesten Städte der Welt und die zweitheiligste Stadt im Iran nach Mashad. Der heilige Schrein ist jedes Jahr das Reiseziel von Millionen Pilgern und Touristen. Fatima ist die Tochter des siebten Imams der Schia. Sie wurde 789 n. Chr. geboren. Wegen ihrer Frömmigkeit, Reinheit und ihres Wissens war sie vielen Männern und Frauen ihrer Zeit überlegen und hatte einen besonderen Status.

Auf dem Rückweg zum Bus spreche ich noch mit dem Mann im kleinen Elektroladen über Batterien. Eine iranische Batterie mit 70 Ah soll hier 46 Euro kosten. Aber gut, unser Flop aus Tblisi wird es noch irgendwie bis nach Hause schaffen.

Wir schlafen ausserhalb von Qom in der Nähe einer Militärzone, was man ja eigentlich nicht tun sollte. Der Platz war in p4n und eigentlich gar nicht schlecht. Spät Nachts wird hinter dem Berg noch rumgeballert und der Berghang, vor dem wir stehen, ist die ganze Nacht beleuchtet. Aber da sich niemand für uns interessiert, bleiben wir hier und haben eine ruhige Nacht.

Auf der Weiterfahrt nach Kashan tanken wir wieder mal. Heute gibt es eine neue Variante. Ein sehr netter Tankstellenbesitzer organisiert uns zuerst 15 Liter von der Zapfsäule und dann noch 20 Liter aus einem Kanister, den er persönlich mit dem Mund ansaugt. Bis jetzt kommt Reddie mit dem Diesel hier noch recht gut zurecht. Hoffen wir, das das noch lange so bleibt und nicht irgendwelche Filter verstopfen.

In Kashan fahren wir zunächst ins Zentrum und schauen uns den Holy shrine sowie das Tabatabei Haus an, ein traditionelles iranisches Haus mit über 40 Zimmern und schönen Innenhöfen. Anschliessen geht es noch zu Fuss zur nahegelegenen Moschee, dann haben wir genug Stadthitze und fahren raus zu den Fin Gärten. Den Eintrittspreis verhandeln wir auf 1 Million Rial für uns BEIDE herunter und los gehts. Die Gärten sind ganz nett, aber kann man sich auch eigentlich sparen. Die typische iranischer Wasserspielarchitektur und einen Hamam gibt es auch zu besichtigen.

Es ist schon spät und wir fahren den nahegelegenen New City Park an, der direkt neben der Stadt auf einem Hügel liegt. Wir stehen hinter dem Zaun neben dem Autoscooter und haben dort perfekte Privatshäre, während der riesige Parkplatz sich am späten Abend immer mehr füllt. Vom Hügel hat man nachts einen tollen Blick über Kashan.

Da der Basar gestern am Freitag mehr als tot war, fahren wir heute früh nochmal rein und geniessen das Treiben in den Gängen und den verschieden Karawansereien in den Innenhöfen. Besonders das Khan Amin Timche gefällt uns. Wir kaufen noch ein paar Leckereien und verlassen dann Kashan in die Berge. Das Ziel lautet heute Abyaneh, ein altes Bergdorf auf 2200 Meter Höhe. Die Abkühlung haben wir auch dringend nötig nach den letzten Tagen. Etwas murrend bezahle ich ein Eintrittsgeld von 1,8 Millionen Rial und wir dürfen weiterfahren. Der Ort scheint auf den ersten Blick nichts besonders zu bieten. Den Parkplatz und die Strassensperre ignorieren wir und fahren gleich weiter über den engen Weg zum Picknickbereich am Bach. Ganz hinten neben einer Pappelreihe stellen wir uns neben den Bach und geniessen erstmal die Landschaft bei kühlen Temperaturen. Im Schatten wird es schon etwas frisch… Später wandern wir noch 2 Stunden in das Tal rauf. Die Schotterstrecke führt weiter durch die Berge Richtung Isfahan. Okay, nächstes Mal mit der Enduro. Zurück am Bus werden wir von anderen Touristen noch sehr liebenswert mit Nüssen und anderen Snacks versorgt. Eine Familie bringt uns sogar eine große Portion Biryani vorbei, wow. Heute also nichts mehr kochen… Später am Abend wird es kalt und sehr ruhig hier. Wir schlafen mal wieder unten.

Am nächsten Morgen schauen wir uns das Dorf etwas genauer an. Es lohnt wirklich einen Besuch. Die alten roten Lehmhäuser sind oder werden gerade aufwändig saniert. Viele Bewohner scheint der Ort aber nicht mehr zu haben. Von der alten Festung auf der anderen Talseite hat man einen schönen Blick über den gesamten Ort.

Nun geht es aber weiter zum vermutlichen Highlight unserer Iran Etappe. Wir fahren nach Isfahan! Dazu mehr im nächsten Artikel.