Mesopotamien: Gaziantep und Sanliurfa
Südostanatolien – wir suchen orientalische Perlen entlang der syrischen Grenze…
….und wir finden sie auch! Wir verlassen Göreme und fahren über Kayseri weiter gen Osten. Damit verlassen wir nun endgültig den Mittelmeerraum und sind für eine Weile in Ostanatolien und Südostanatolien unterwegs. Diese beiden Städte machen nur den Anfang.
Nach Kayseri nehmen wir zwei Tramper aus Dresden mit. Wir finden einen guten Parkplatz und schaun uns noch kurz einen Teil der Innenstadt an. Heute haben wir noch eine ordentliche Strecke zu bewältigen. Wir wollen nicht in der Stadt schlafen, daher fahren wir ein Stück vor Gaziantep in das kleine Dorf Serintepe und finden einen super Platz oberhalb am Wasserbehälter. Es ist noch hell und ab und zu kommt eine neugierige Familie auf einen Traktor zu uns hoch. Englisch kann hier keiner, aber sie verstehen schon, dass wir hier schlafen wollen. Die obligatorische Schafherde kommt natürlich auch vorbei.
Heute geht es dann nach Gaziantep rein. In der Nähe der Altstadt parken wir vor einer Bank und erkunden die Altstadt und den Bazar. Die Kupferschmiede haben hier noch viele Werkstätten und heute am Samstag ist hier ein ziemliches Gewusel. Es gibt aber auch ein modernes Einkaufszentrum, wo Vik ein paar Sachen kauft und wir etwas trinken.
Etwas ausserhalb gibt es einen Wohnmobilstellplatz an einem See mit Duschen und Toiletten. Die ersten drei Tage sind kostenlos. Der Platz ist auch gut genutzt, hauptsächlich von türkischen Campern. Wir treffen aber auch jemand aus Berlin. Von der anderen Seite schallt Musik von einer Hochzeit herüber.
Antep ist für sein gutes Essen bekannt, also fahren wir am Abend nochmal rein. Das Essen im Yesemek war dann aber doch eher mittelmässig. Egal, morgen ein anderes Restaurant probieren.
Sonntag früh ist ungünstig für Fotos im Basar, alle scheinen noch zu schlafen. Auf der Strasse essen wir leckeres Lahmacun und verbringen dann die heisse Mittagszeit im Zeugma Mosaik Museum. Hier wird in einem modernen Neubau eine beeindruckende Sammlung aus der antiken Stadt Zeugma und der Umgebung von Antep präsentiert. Das bekannteste Exponat ist das “Gypsy Girl Mosaic” aus dem 2. oder 3. Jh. vor Christus.
In der mittlerweile erwachten Altstadt kaufen wir Schuhe und Kaffee und finden einen Schuster, der uns für ein Trinkgeld einen Reissverschluss repariert. Der Nachmittag wird zum relaxen und Wäsche waschen auf dem Stellplatz genutzt. Es gibt sogar eine Waschmaschine hier.
Die nächste Station ist Sanliurfa. Auf dem Weg dorthin überqueren wir den Euphrat. Wir sind also jetzt im biblischen Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Beide Flüsse spielen in dieser sehr trockenen Region eine wichtige Rolle. Als Basislager wählen wir den grossen Parkplatz vor dem Museum, der kostet nur 10 TL pro 24 Stunden und liegt recht zentral.Heute reicht die Zeut noch für einen langen Spaziergang durch die Altstadt, wo wir auch ein gutes Leber Kebap essen. Dazu gibt es den ganzen Tisch voll mit Zwiebeln, Brot, Minze, frischem Ayran.
Heute erkunden wir zunächst Balikligöl, einen Teich mit heiligen Fischen neben einer Moschee und einem schönen Park. Vom Chef der Tourist Info werden wir erstmal zum Chai eingeladen und er erzählt uns von einigen Sehenswürdigkeiten und deutschen Archäologen. Wir besichtigen die nahegelegene Moschee (Mevlid-i Halil Camii). Die grossen Moscheen beeindrucken mich immer wieder mit ihrer schlichten Schönheit und der entspannten Atmoshäre, wenn man auf Socken über den riesigen Teppich schreitet.
Anschliessend nehme ich die Kamera und lasse mich im Gewühl des riesigen Basars aufsaugen. Der ist noch grösser und vielfältiger als der in Antep. Hier in Urfa fühlt man sich schon richtig im Orient angekommen. Habe ich schon erwähnt, dass wir uns auf der Seidenstrasse bewegen? Hier im Basar, gibt es das Gümrük Hani, eine alte Karawanserei, die heute als Teegarten mit zahlreichen kleinen Restaurants genutzt wird. Hier verbringen wir unsere Mittagspause mit Adana Kebap und dem üblichen Zubehör.
Es ist immer noch sehr heiss bei Temperaturen von knapp unter 40 Grad, also verbringen wir noch etwas Zeit im Bus, der schön vom Wind durchgepustet wird. Am Abend gehen wir nochmal in den Park beim Balikligöl, wo wir Yusuf kennenlernen. Ich war wohl ein paar Schritte voraus und er hatte mich nicht bemerkt, als er Vik anbaggerte. Am Ende sassen wir zu dritt auf einer Bank im Park und hatten ein lustiges Gespräch in gutem Englisch. Schnell wird klar, dass er ein ziemlicher Macho ist und von türkischen Frauen nicht so viel hält. Blond müssen sie sein und sich den Phantasien des Masters unterwerfen. Hat wohl nicht immer so geklappt. Immerhin verabreden wir uns zu einem kleinen Ausflug am nächsten Tag.
Pünktlich um 10 Uhr ist er am Treffpunkt (wir sind etwas zu spät) und wir zeigen ihm erstmal Reddie. Er ist ganz begeistert, mal in einem Camper mitzufahren. Wir fahren aus der Stadt raus nach Göbeklitepe, einem Ausgrabungsort auf einem flachen Hügel. Optisch ist hier die Aussicht das Highlight. Man sieht von hier bis weit nach Syrien rüber, auch wenn alles im Dunst verschwindet. Nach der modernen Multimediashow im visitor center bringt uns ein shuttlebus hoch auf den Hügel. Die Ausgrabungsstätte liegt unter einem riesigem Dach und ist wohl bedeutender als man ihr ansieht. Der Slogan “point zero in time” bezieht sich auf neue grundlegende Erkenntnisse. So wurde vermutlich der Ackerbau erfunden, um die Arbeiter und Bewohner dieser Siedlung zu ernähren. Anschliessend laden wir Yusuf noch zum Mittagessen ein. Restaurant und Essensauswahl durch ihn sind perfekt. Pide und Bahklava sind wirklich super. Gerne würde er mit uns nach Nemrut fahren, aber wir entscheiden uns dagegen. Zwei Tage zu dritt können kompliziert sein, wenn man die Schlafplätze nicht vorher kennt.
Nach so viel Kultur und Stadtleben werden wir nun wieder mehr die landschaftlichen Highlights erkunden. Dazu gehört zweifelsfrei Nemrut Dag, wo wir in Kürze hinfahren werden. Auf meiner Motorradtour musste ich wegen Krankheit leider darauf verzichten. Ob es diesmal klappt?