Armenien – der Norden

Klöster, tolle Landschaften, Industrieruinen und ein See im Naturpark.

Wir waren zuvor tatsächlich 5 Wochen in Georgien, die Zeit dort verging doch schneller als gedacht. Jetzt ist aber das nächste Land an der Reihe. Zur Grenzüberquerung habe ich bereits im Country Log etwas geschrieben. Schliesslich ist dann doch alles erledigt und wir fahren durch den Debed Canyon bis nach Alaverdi.

In Alaverdi fällt sofort eine riesige Industrieruine ins Auge. Das Kupferbergwerk vom Armenian Copper Programme dominiert den gesamten Ort. Irgendwas wird auf dem Gelände noch gemacht, jedenfalls ist alles eingezäunt und es sind Autos und Leute auf dem Gelände. Das wäre was für die lost places Sammlung gewesen. Aber genau genommen ist fast das ganze Land in dieser Kategorie und wir werden noch viele Ruinen sehen. Hier gibt es einen interessanten Bericht darüber:

In Alaverdi besorgen wir cash und eine SIM-Karte, etwas Leben ist also noch im Ort. Einige Serpentinen später stehen wir vor dem Sanahin Kloster.

Dieser Ort hat etwas Besonderes. Vielleicht auch, weil es unser erstes Kloster hier ist und weil nicht sehr viele Besucher hier sind. Jedenfalls ist die Stimmung mit dem leisen Chorgesang (Konserve) und dem einfallenden Sonnenlicht echt magisch. Wir fahren die kleine, schlechte Strasse noch ein Stück weiter und finden einen genialen Platz auf einer Wiese mit tollem Blick über den Debed Canyon. Wenn man genau hinschaut, erkennt man in der Ferne das Kloster Haghpat. Am Abend steht schon fest, dass wir hier eine weitere Nacht stehen wollen.

Es ist schon fast wieder Mittag, als wir unsere Wanderung zum anderen Kloster starten. Ein teilweise steiler Weg führt durch ein Seitental und dann geht es wieder hoch. Das Kloster gefällt uns, aber heute ist eindeutig der Weg mit seinen schönen Ausblicken das Ziel. Als wir zurückkommen, steht ein roter Crafter nicht weit von uns. Wir lernen Benjamin und Natascha kennen, die auch schon seit einem Jahr unterwegs sind. Es ist ein richtig schöner Sommerabend und wir sitzen noch lange auf der Wiese zusammen.

Heute geht es weiter für uns. Gegen Mittag gehen wir noch Schaschlik essen. Für 2 Personen mit Salat und Cola zahlen wir umgerechnet 20 Euro, das kommt uns etwas teuer vor. Aber gut, es war sehr lecker und wir hatten sogar ein eigenes kleines Esszimmer. Die M7 nach Gyumri hat landschaftlich echt was zu bieten. Leider irgendwie keine Fotos gemacht, schade. Wird aber später zum Arpi Lake sehr ähnlich.

Zunächst erreichen wir Gyumri und steuern als erstes die Iron Fountain an, ein Relikt aus der Sovietzeit. Da fliesst schon lange kein Wasser mehr und viele kleine Teile sind auf dem Boden verstreut.

Nächstes Ziel ist die Festung und Mother Armenia, eine große Statue auf einem Hügel. Die Festung schau ich mir allein kurz an , Vik fühlt sich etwas krank. Als Stellplatz gefällt uns das hier nicht, also fahren wir weiter nach Norden, wo wir schön an einem Bach stehen.

Von hier sind es nur noch 30 km bis zum Arpi Lake, aber die Strecke hat es in sich. Nach der super Strasse geht es dann auf einer üblen Piste weiter über Aghvorik und Ardenis. Zuvor schickt uns Google Maps noch schnell über ein “Abkürzung”, die ist noch schlechter. Schliesslich erreichen wir den See. Am Eingang zur Uferpiste registrieren wir uns für den Nationalpark. Es kostet nichts, aber wir brauchen die Reisepässe dazu. Dann geht es neben dem Haus durch eind Schranke. Wir fahren ein Stück am See entlang und stellen uns auf einen der Picknickplätze mit Seeblick. Keine 10 Minuten später kommt ein armenisches Auto, eine Familie mit 3 Kindern. Wir stehen mit dem Bus 1 Meter neben der Feuerstelle, die sie sehr interessiert anschauen. Schliesslich parken sie 10 Meter weiter und bauen zwischen den Bäumen ein grosses Zelt auf. Vik bleibt heute im Bus und versucht, zu schlafen. Ich mache eine kleine Fusstour zur Südspitze des Sees. Als ich zurückkomme, wartet ein leckeres Eis von unseren Nachbarn auf mich. Auch zum BBQ haben sie uns schon eingeladen. Später sitzen wir bei Ihnen und essen Eintopf und trinken Vodka. Ja, es ist eine russische Familie. Papa ist Soldat und für 4 Jahre hier stationiert. Bilder sollen wir keine posten. Als es dunkel wird, kommen die chicken-Spiesse auf die Glut, natürlich auf der Feuerstelle 1 Meter nebem dem Bus. Dazu mehr Vodka. Als Papa nur noch lallt, schickt ihn seine Frau ins Zelt und der Abend geht langsam zu Ende.

Leider müssen wir uns am nächsten Morgen sehr fix verabschieden. Vik geht es richtig Scheisse heute (nein, kein Vodka) und wir machen uns ohne Frühstück auf nach Gyumri ins Krankenhaus. Die Südroute ist leider bis Amasia genauso schlecht, da müssen wir jetzt leider durch. Kein Spaß mit hohem Fieber, Halsschmerzen und Übelkeit. Nach mehreren Stunden im Krankenhaus geht es wieder und wir suchen uns einen Platz zum Erholen für den Rest des Tages. Unsere Erfahrung in dem Provinzkrankenhaus am Sonntag war durchaus positiv. Dagegen heute am Montag das pure Chaos. Alle sind genervt und auf dem Flur kommt es fast zu einer Prügelei (nicht wegen uns…) Wir bekommen nach einiger Zeit einen Arztbericht, aber eine vernünftige Rechnung kann niemand schreiben. Jetzt haben wir nur so einen Kassenzettel für die Versicherung. Egal, nichts wie weg hier.

Wir fahren mit einer kurzen Kebap Unterbrechung durch bis Yerevan, wo bei DHL bereits das Carnet auf uns warten soll. Ob das wohl alles klappt?