Auszeit am Van See
Service für Reddie, neue Freunde, Entspannen am See und leckeres Essen
Unser Schlafplatz ist ja fast vor den Toren der Stadt, daher rollen wir schon relativ früh nach Van rein und steuern gleich das Industriegebiet mit unzähligen Autowerkstätten an. In einer wartet bereits Savaş auf uns, wir hatten ja schon per WhatsApp Kontakt. Die Werkstatt hat gerade nicht so viel zu tun und es geht nach kurzer Besprechung über Google Translate gleich los. Seine Hebebühne scheint für unser Gewicht nicht ausgelegt zu sein, aber der Werkstattheber tut’s auch. To do: Schaltgestänge und Anlasser. Wie erwartet hat es die Schaltkugel zerlegt und er baut ein neues Exemplar aus Silikon ein. Eine üble Fummelarbeit, die man wirklich nicht selber machen möchte. Der Anlasser wird zu einer Fachwerkstatt gebracht und bekommt ein neues Teil für den Magnetschalter sowie neue Kohlen für den Motor. Toll, hier wird noch richtig repariert. Als alles wieder eingebaut ist, lädt uns Savaş noch in der Werkstatt zum Mittagessen ein. Es gibt selbstgemachtes Menemem aus der Pfanne mit Brot. Köstlich. Für das gesamte Werkstattpaket inklusive der Teile zahlen wir umgerechnet etwas über 100 Euro, das ist wirklich ok.
Der restliche Tag läuft etwas anders als geplant, denn Savaş lädt uns ein, seine Familie zu besuchen. Wir nehmen das gerne an und warten noch ein wenig vor der Werkstatt. Dann fahren wir ihm hinterher zum Stadtrand durch eine moderne Hochhaussiedlung. Ob er hier wohnt? Nein, es geht einen Schotterweg steil runter und wir fahren durch ein Tor auf ein riesiges Grundstück mit einem Haus. Von der Terrasse aus gibt es vermutlich den besten Ausblick über Van, wow. Wir lernen seine Frau Leyla und die drei Kinder kennen. Niemand spricht englisch, aber das kennen wir ja schon. Vik verschwindet mit Leyla in der Küche und Savaş zeigt mir das Grundstück. Später fahre ich mit ihm nach Van runter, um einen Freund abzuholen, der Englisch spricht. Er kommt mit seiner Frau, beide sind aus Afghanistan geflohen und leben nun hier. Als wir zurückgekommen, ist das Festmahl bereits auf dem Boden angerichtet. Es wird ein sehr netter Abend.
Wir verabschieden uns nach dem Frühstück, denn wir wollen ja schließlich noch zum See. War schon merkwürdig, wir haben seit Ende März die erste Nacht nicht im Bus geschlafen. Zunächst fahren wir nach Van rein, kaufen ein paar Sachen ein, essen was Leckeres und dann geht es nochmal zur Werkstatt. Wir verabschieden uns dort von Savaş und geben ihm noch ein paar Geschenke für die Kinder mit.
Vorbei an Endremit geht es bis zu einer Landzunge. Wir nehmen die kleine Strasse nach Dilkaya und parken ganz am Ende auf einem riesigen Strand. Außer uns gibt es hier nur Kühe und viele Vögel, die in kleinen Höhlen in den Felswänden leben. Zum Sonnenuntergang kommen noch ein paar Leute, das wars. Auf dem letzten Stück der Landzunge machen wir einen schönen Spaziergang. Man kann von hier deutlich die Insel Akdamar erkennen. Es gefällt uns hier so gut, dass wir zwei Nächte bleiben.
Heute geht es weiter Richtung Norden. Wir haben noch einen Tipp für einen schönen Platz am See bekommen und wollen uns das mal anschauen. Auf Google Maps ist es als Canik Piknik Alani verzeichnet. Etwa eine Stunde später sind wir dort. Ein staubiger Feldweg führt zu ein paar Picknickhäuschen am See, wie man sie in der Türkei überall sieht. Kein Auto da, kein Mensch da. Halt, ganz am Ende steht doch ein altes Motorrad. Wir fahren langsam zwischen den Häuschen durch und bleiben vor einem Anhänger stehen, der wie eine Currywurstbude aussieht. Schon winkt uns jemand zu und wenige Minuten später sitzen wir im Anhänger und trinken Chai. Cengiz hat das ganze Areal hier gekauft oder gepachtet und wartet jetzt wohl auf Picknick Kundschaft. So ganz verstehen wir das Geschäftsmodell nicht, da er eigentlich alles nur für den Eigenbedarf hier hat und tagsüber hier wohnt. Wir können jedenfalls den Bus am Strand parken und die Toilette benutzen. Ein herrlicher Platz am See, den wir zum Schwimmen und Chillen nutzen. Am Abend laden wir Cengiz noch auf ein Bier in den Bus ein und am nächsten Morgen kommt er mit dem Motorrad und bringt leckeres Frühstück mit.
Danach noch einmal in den See springen und die Reise geht weiter in Richtung Dogubayazit. Dort sind wir ganz nah am Ararat und wollen auch den Ishak Pasha Palast besichtigen.