Mountaineering im hintersten Winkel der Türkei

An der Grenze zu Iran und Irak entdecken wir einen fast unbekannten Nationalpark. Mal ehrlich, wer hat schon von Cilo Mountains and Sat Lakes gehört?

Nach unserem Versuch, das abgelegene Dorf Derecik zu erreichen, sind wir, wie im letzten Artikel erwähnt, nach Yüksekova zurückgefahren und haben uns etwas außerhalb zwischen zwei kleinen Dörfern einen Platz für die Nacht gesucht. Weder Polizei noch Militär haben uns da entdeckt, nur ein paar Locals kamen vorbei und wir hatten ein paar kurze aber nette Kontakte.

Am nächsten Morgen meldet sich Iskender per WhatsApp (Wir hatten den Kontakt von den Jungs am letzten Checkpoint, siehe vorheriger Artikel). Wir treffen ihn eine halbe Stunde später in der Stadt und gehen in einen etwas versteckten, sehr coolen Chaigarden. Iskender hat lange als Journalist gearbeitet, aber das ist nicht einfach hier und führte zu diversen Problemen. Er ist heute sowas wie ein Bergführer und er bietet uns an, zwei Tage später bei einer Gruppentour in die Cilo mountains mitzugehen. Perfekt, es geht also doch. Den heutigen Tag wollen wir mit ihm auf einer etwas kürzeren Wanderung in den Bergen bei Yukari Uluyol verbringen. Wir nehmen ihn im Bus mit und fahren noch bei seiner Schwester vorbei. Hier gibt’s erstmal eine kleine Stärkung und natürlich Chai.

Die letzten Kilometer der Piste werden anspruchsvoll. Die Steine werden größer und die Bäche tiefer, aber der T4 schafft das locker. Wir parken den Bus irgendwo in der Wildnis und los geht’s auf den Berg. Die Ausblicke sind faszinierend, lassen wir einfach Bilder sprechen, Es ist schon fast dunkel, als wir wieder zurück sind.

Unser heutiger Stellplatz ist bei Iskender im Hof. Passt fast, aber das Tor geht nicht mehr zu. Er baut gerade ein neues Haus an das alte an, das vom Schnee im Winter zerstört wurde. Jetzt wohnt er in zwei Zimmern mit halb eingestürztem Dach. Neben der Baustelle und dem Baumaterial ist ein riesiger Gemüsegarten mit Wassermelonen, Zuccinis, Erdbeeren und mehr. Wir gehen mit ihm noch ein Dürüm auf der Strasse essen und fallen dann todmüde ins Bett.

Den kompletten Samstag verbringen wir im Bus oder in der Stadt, sonst machen wir NICHTS. Endlich mal wieder Zeit zum relaxen, duschen, Blog schreiben, Fotos sortieren, ein paar Dinge am Bus richten, Motoröl kaufen usw. Also wie ihr seht, richtig faul waren wir doch nicht.

Am Sonntag heißt es früh aufstehen. Um acht treffen wir die restliche Gruppe am Chaigarden, wollen aber vorher noch gemütlich frühstücken. Wir fahren mit 2 alten Transit los und treffen später noch auf einen Sprinter mit einer Gruppe aus Istanbul. Ob 40 Leute nicht doch etwas zu viele sind? Das Chaos geht los, als dem Sprinterfahrer die Strecke zu hart wird. Also einen Transit vollpacken und nochmal zurück, um die restlichen Leute zu holen. Nach der ersten Teepause sind schließlich alle da und es geht erstaunlich gut weiter den Berg rauf. Die meisten sind recht fit und so schaffen wir es zum Wasserfall und zum See rauf. Wir befinden uns im nördlichen Teil des Nationalparks Cilo Mountains and Sat Lakes. Es hat also doch noch geklappt, man muss nur ein wenig Geduld haben und die richtigen Leute fragen.

Oben am See machen wir nochmal Pause. Es gibt wieder frischen Chai und allerlei mitgebrachte Köstlichkeiten. Für den Abstieg wählt Iskender eine andere Route. Irgendwie verlieren wir ein paar Leute und er muss zurück, um sie zu suchen. Schließlich ist es schon dunkel, als wir die Rückfahrt antreten. Gut, dass die Fahrer die Strecke kennen. Am Checkpoint gibt es noch ein kleines Problem, dass uns etwa 15 Minuten kostet. Kann es sein, dass wir verschiedene Nationalitäten haben, verheiratet sind und ich nur den Personalausweis zeige? Auf dem Einreisezettel stehen aber wir beide und bei Vik gibt es keinen Stempel im Pass. Und dann sitzen wir auch noch in einem Transit mit Kurden, die wir privat kennen? Ja, das kann sein und wird am Telefon auch so bestätigt. Gern gesehen wird es vermutlich nicht. Wir verabschieden uns von unseren neuen Freunden aus Yüksekova, natürlich nicht ohne den Austausch diverser sozialer Netzwerke. Schön, wenn man so in Kontakt bleiben kann.

Am Montag verabschieden wir uns auch von Iskender. Er begleitet uns noch in die Werkstatt, die mal nach unserem Schaltgestänge schaun will. Ist aber zu kompliziert, wir bekommen eine Adresse in Van. Endlich geht es weiter. Wir schaffen es tatsächlich, Yüksekova zu verlassen. War schon ein wenig unser Zuhause und wir haben tolle Erlebnisse hier gehabt.

Cilo – Sat Mountain Range

The Cilo-Sat mountains are within the southeastern Hakkari region and form the eastern section of the Toros mountain chain. The mountains stretch along Turkey’s southern boundaries, forming part of the Himalayan mountain belt. Uludoruk at 4136 meters is among the highest points in Cilo mountain; Catalkaya at 3794 meters towers over Sat mountain.
Cilo-Sat mountains resemble the Alps both in general appearance and glacier topography. These high altitudes speak to the effects of glacial formation and water erosion. Out of ten glaciers, Izbirak is largest with a length five kilometers, width of 500-600 meters, reaching up to 100 meters deep at its peak.
The alpine meadows at altitudes between 2000 and 3100 meters make up the majority of the pastures for livestock in this region. The climate of the Cilo-Sat mountains is both fascinating and magnificent. As a geographic site or geological phenomenon, the peaks are often thronging with visitors from around the world during summer; yet as part of a national park, winter months provide prime climbing conditions that allow visitors to experience an equally captivating lifestyle.
A vast plateau, the culture in this region of Turkey is called “yayla” and evolved on the Cilo and Sat mountains. The migration of locals to high pastures during summer is especially memorable when these areas are teeming with brightly dressed people who have colorful textiles draped over themselves. Natural wonders such as glaciers, swiftly-running rivers, and beautiful glacier lakes occupy a sort of mysthical place within Turkish culture due to their beauty despite their often harsh natural state.

Kontakt für Bergtouren Sommer und Winter
Iskender Kahraman
Tel. +90 541 7254130 (auch WhatsApp)
Instagram: iskender_kahraman

Auch die D 975 hat ihre Reize. Etwas unterhalb von einem Pass essen wir an einem kleinen Truckstop mit super Aussicht und leckerem tavuk dürüm (chicken Yufka). Wir suchen uns vor Van noch einen Platz für die Nacht. Die kleine Strasse nach Işikpinar geht wieder steil nach oben und wir finden uns in einer tollen Bergwelt mit weiten Wiesen und kleinen Dörfern wieder. Wir stellen uns neben einen kleinen Schotterweg und geniessen das Panorama.

Nach unseren Abenteuern im Grenzgebiet wollen wir nun ein paar Tage Urlaub am Van See machen. Ob uns das gelingt?