D400 – Road Movie entlang der irakischen Grenze

Die Strasse von Sirnak nach Yüksekova und Derecik bietet ganz großes Theater: Berge, Dörfer, Flüsse. Und hinter jeder Kurve ein neues Wow.

Das Erlebnis steht einer Fahrt durch ein Alpental oder durch die Pyrenäen in nichts nach. Aber wir sind nicht in den Alpen. Vieles ist hier etwas anders. Da ist zum Einen die nahe Grenze zum Irak, teilweise ist sie nur einen Steinwurf entfernt. Wir passieren im letzten Abschnitt der Strecke unzählige Checkpoints. Alle sind heftig gesichert und mehrere Radpanzer stehen bereit. Meist kommen wir einfach durch, manchmal werden Papiere und Fahrzeug gecheckt. Die Soldaten sind in der Regel recht freundlich, sobald klar ist, dass wir Touristen sind. Mehr zum Thema später mal, wenn wir die Türkei verlassen haben. Zum Anderen sind da die unglaublich gastfreundlichen und hilfsbereiten Menschen hier im kurdischen Teil des Landes. Es verirren sich kaum Touristen aus Europa hierher, insbesondere in kleinere Orte abseits der Strasse. Genau hier kommen wir manchmal hin, um etwas einzukaufen oder um zu übernachten. Selbst von den Soldaten am Checkpoint werden wir manchmal zum Chai eingeladen, sonst gefühlt fast von jedem. Alle sind neugierig und wollen wissen, wo wir herkommen und was wir hier tun. Hozgeldeniz (willkommen) ist das Wort, das wir am häufigsten hören. Unser Sprachschatz wächst jeden Tag ein wenig, aber meist brauchen wir doch Google Translate. Jeder ist hier damit vertraut.

Wir sind zwei Tage auf der Strecke unterwegs. Unsere Übernachtungsplätze fahren wir immer schon früh an, um die Schönheit der Landschaft noch bei Sonnenschein geniessen zu können. Wir übernachten einmal an einem Stausee etwas abseits der Strecke und einmal in einem ruhigen Seitental an einem Fluss. Auch für die Mittagspause finden wir immer schöne spots direkt am Wasser.

In Yüksekova fahren wir die Strasse nach Semdinli weiter. Auf maps.me ist hier ein großer See eingezeichnet, dieser scheint aber ausgetrocknet zu sein bzw, nur noch Sumpf mit Gras. Es ist auch erst Vormittag. Ich entdecke auf der Karte einen Nationalpark tief in den Bergen drin nahe der iranischen und irakischen Grenze. Das weckt unsere Neugier und wir fahren weiter.

In Semdinli gibt es sowas wie ein Tourismus Office. Alle sehr nett, der Dolmetscher wird kurzerhand per Handy aus Van zugeschaltet. Die Aktion hat am Ende wenig gebracht. Einige Chai später haben wir einen Tip für einen Picknickplatz am Fluss und die Info, dass der Park wohl für uns nicht zugänglich ist, da er im Militärgebiet liegt. Wir fahren die schöne Strasse einfach mal weiter Richtung Derecik, auch wenn hier kein Eingang zum Park ist.

Der Picknickplatz ist ein Volltreffer. Wir essen leckeren Fisch und lassen es uns im Schatten am Fluss gutgehen. Eine kleine Reisegruppe aus Istanbul ist auch hier. Wir fahren die Strasse 30-27 noch ein gutes Stück weiter und hinter jeder Kurve tut sich ein neues Panorama auf. Es ist etwas dunstig durch Sandstaub, aber dadurch wird die Stimmung eher noch interessanter. Nach einer langen Steigung hinter der Ortschaft Ortaklar ist dann Schluss. Die Soldaten am Checkpoint sind zwar sehr nett und telefonieren noch mit ihrem commander, aber wir dürfen nicht weiter. Der Park ist für uns off limits. Wir erzählen natürlich ein wenig über unsere Pläne und schon wird wieder telefoniert. Am Telefon ist jemand aus Yüksekova, der ganz gut Englisch spricht und sich irgendwie mit dem Naturpark auskennt. Wir vereinbaren, dass wir uns bei ihm später nochmal melden.

Das tun wir dann auch, als wir am Abend wieder dort sind. Wir treffen Iskender am nächsten Tag in einem coolen Chai garden, der ein wenig versteckt hinter einem Parkplatz liegt. Er ist sowas wie ein Bergführer und er bietet uns an, zwei Tage später bei einer Gruppentour in die Cilo mountains mitzugehen. Perfekt, es geht also doch. Den heutigen Tag verbringen wir mit ihm auf einer etwas kürzeren Wanderung in den Bergen bei Yukari Uluyol. Die Bilder von den beiden Touren folgen im nächsten Artikel.

Und hier noch die Eindrücke von der fantastischen D400. Wie immer können die Bilder in der Galerie angeklickt werden und laufen dann groß in der Diashow. Ein großer Monitor ist nicht von Nachteil.

Zu einem Roadmovie fehlt jetzt nur noch…. genau, ein Video. Gibt es ja hier nicht oft, aber das hat Vik mal zwischendurch gedreht: