Albanien III – Von Sarande nach Korca

Nach Sarande verlassen wir die Küstenstrasse. Ein wenig landeinwärts erreichen wir dann das berühmte “Blue Eye”. Das liegt genau auf unserem Weg, also nehmen wir es natürlich auch noch mit. Ich habe schon viele Fotos gesehen von diesem Fluss, der aus einer unterirdischen Höhle entspringt. Zum Damm und weiter zum Blue Eye ist eine neue Strasse gebaut worden. Diese ist schon fast fertig, war aber noch gesperrt.

Blue Eye

Wir finden unseren Freistehplatz schon am Nachmittag bei bestem Sonnen schein im breiten Flusstal der Drino an einer kleinen Brücke. Kilometerweit um uns herum ist hier wirklich NICHTS ausser Flusslandschaft und bis auf ein paar freilaufende Hunde ist es hier sehr ruhig.

Spätabends bekommen wir noch Besuch von zwei jungen Männern in blauer Uniform. Die beiden wirken etwas überrascht, als ich den hellen Aussenscheinwerfer einschalte, bevor ich die Schiebetür öffne. Ich stutze erst, als ich “France” an seinem Ärmel lese. Dann sehe ich aber “Frontex” auf der anderen Seite. Aha, sind die auch hier unterwegs. Vermutlich sind sie auf der Suche nach Flüchtlingen, Menschenschmugglern oder Autoschiebern. Es wird aber schnell klar, dass sie bei uns falsch sind und sie verabschieden sich wieder freundlich.

Am nächsten Tag stehen wir noch bis mittags an diesem schönen Platz. Allerdings fahren heute viele große Lastwagen und auch Betonmischer über die kleine Brücke. Die scheint ja noch einiges auszuhalten.

20 km später sind wir in Gjirokaster und parken unterhalb der Festung. Wir besichtigen diese und machen dann Mittagspause in einer kleinen Taverne. Ja, es wird langsam schon griechisch hier. Das leckere, einfache Essen ist aber noch ganz albanisch. Der Chef freut sich riesig über unseren Besuch und verschwindet in der Küche, um uns wenige Zeit später unsere verschiedenen Bestellungen nacheinander zu bringen.

Wir schlendern noch etwas durch die Altstadt und schauen uns die typischen osmanischen Häuser an. Wir finden später einen schönen Platz zum Freistehen auf einer Wiese an einer kleinen Strasse, ein ganzes Stück hinter dem Camping Gjirocaster. Die Strasse ist wenig befahren, aber wir scheinen auf einer Schafautobahn zu stehen. Mehrere große Schafherden laufen direkt vor unserer Tür vorbei.

Abends fahren wir nochmal auf einen Drink nach Gjiokaster rein. In der Altstadt ist es nicht voll, aber alles ist schön beleuchtet und es gibt ein paar Bars mit guter Musik, wo wir draussen sitzen können.

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Tepelena. Auf dem Weg füllen wir noch schnell einen Wasserkanister an einer Quelle. In Tepelena kaufen wir ein. Von einem fliegenden Händler kaufe ich verschiedene kopierte CD’s mit albanischer Popmusik.

Nächstes Ziel ist die Region Kurvelesh, eine wilde Berglandschaft mit einigen kleinen Dörfern mit tief eingeschnittenen Schluchten, in die zahlreiche Wasserfälle hinabstürzen. Beim Dorf Benca machen wir Halt bei einem Aquädukt aus Ali Paschas Zeiten. Bis Nivica ist die Strasse mittlerweile vollständig asphaltiert. Dort parken wir in einem großen, gepfasterten Hof bei einer Infotafel für Wanderwege. Wir entscheiden uns für den Rundweg durch die Schlucht. Wirklich spektakulär, nur leider zieht das Gewitter zu uns rüber und es fängt bald an zu regnen. Wir tauschen die nassen Klamotten im Bus und bleiben dort für die Nacht stehen. Abends wird wieder lecker gekocht.

Auch die 14 Kilometer lange Strasse von Salaria nach Nivica über den Kresta-Pass (1097 m) wurde 2021 ausgebaut und asphaltiert. Das wäre doch was für den Rückweg nach Tepelena.

Heute scheint am Morgen wieder die Sonne und es wird schnell warm. Wir laufen noch die Schotterpiste zum Stausee hoch. Auch hier gibt es super Stellplätze, es ist aber niemand da. Der Ausblick über das gesamte Tal ist überwältigend. Eine Runde um den See und zurück zum Bus.

Wie geplant, nehmen wir die neue Strasse über den Krestapass und erreichen ca. eine Stunde später wieder Tepelena. Weiter geht es ins Vjosertal. Sehr idyllisches, etwas engeres Flusstal. Bereits um 16 Uhr finden wir einen super Platz auf einer ebenen Wiese am Fluss und bleiben dort. Am Horizont wird es dunkel und wir sehen in der Ferne den Regen. Wir haben Glück, es zieht alles weg und es bleibt trocken.

Am Morgen geniessen wir noch den tollen Platz beim Frühstück und den übrigen Morgenprozeduren in Van. Es verspricht wieder ein super Sommertag zu werden. An der Strasse (SH 75) entdecken wir noch viele weitere tolle Plätze zum Freistehen. An einem davon machen wir eine kleine Pause. Eine kleine Hängebrücke mit alten Holzbohlen überspannt den Fluss. Die Seiten sind mit Maschendrahtzaun gesichert, vielleicht werden hier auch die Schafe drübergetrieben.

Kurz vor Permet bekommt Reddie jetzt erstmal ein Wellnesspaket spendiert. Nach über 6 Wochen mit Schnee, Dreck, Matsch und Staub hat er sich das mal verdient. Neben einer Tankstelle ist ein Lavash special, das heisst also Staubsaugen, Handwäsche und sogar die Reifen bekommen nich eine extra Politur. Ist das wirklicb unser Bus? Der Service kosteg 500 Lek, also etwa 4 Euro.

In Permet machen wir Stop zum Einkaufen. An der zentralen Strasse beim Park wird gerade gebaut und wir können in die Einbahnstrasse verkehrt einfahren. Ein freundlicher Polizist weist uns sogar direkt den besten Parklplatz zu. Die Stadt macht auch sonst einen sehr entspannten und freundlichen Eindruck. In allen Geschäften werden wir nett bedient. Wir wechseln noch etwas Geld, da Albanien hier absolutes cash-country ist. Selbst im Supermarkt läuft mit Visa gar nichts.

Es geht dann noch ein Stück weiter auf der SH 75, bevor wir kurz vor Petran abbiegen auf die kleine Strasse am Langarica Fluss. In der Nähe des kleinen Dorfes Benje-Novosele endet der Asphalt und wir fahren auf so eine Art Campingplatz an den Thermalquellen von Benje. Von hier aus kann man die Thermalquellen mit den verschiedenen Pools, den Canyon selbst und die alte Steinbrücke erreichen. Am Ende wartet ein sehr entspanntes Bad im Thermal-Pool auf uns. Das Wasser soll bis zu 28 Grad warm sein, könnte passen. Besonders toll ist beim Baden der Anblick der schneebedeckten Gipfel auf der anderen Seite des Vjosa-Tals.

Auf dem kostenlosen “Campingplatz” stehen mittlerweile etwa 14 Wohnmobile. Dabei ist vom T4 oder sonstigen Kastenwagen bis zu den weissen Waschmaschinen oder riesigen Trucks alles vertreten. Der Platz ist aber riesig, so dass jeder seine Privatsphäre hat. Wir nutzen die Gelegenheit für Solardusche und ein umfangreiches Grillprogramm.

Am Freitag fahren wir noch ein Stück an der Vjosa entlang, bevor die Strasse in die Bergwelt nach Korca abbiegt. Es geht wieder auf über 1000 Meter hoch. Es sind heute ca. 100 Kilometer Strecke, aber die Strasse ist nur teilweise in gutem Zustand. Unterwegs kommen uns einige Mountainbiker mit dicken Packtaschen entgegen. Die Strecke scheint wohl beliebt zu sein. Mit einigen Viewpoints und Pausen sind wir also eine ganze Weile unterwegs und erreichen Korca erst am Nachmittag. Am Stadtrand von Korca gibt es eine Brauerei mit einem riesigen Biergarten. Eine gute Location, um meinen heutigen Geburtstag zu feiern. Am Abend wird die gesamte Stadt sehr aktiv. Es gibt unzählige gute Cafes und Restaurants, die auch überwiegend gut besucht sind. Wir bleiben noch einen Tag länger hier, da es noch viel zu entdecken gibt und wir nochmal lecker essen gehen wollen. Griechenland muss solange warten.

Wir besuchen noch das Ehrenmal mit dem Friedhof, wo viele junge Soldaten nach dem zweiten Weltkrieg beerdigt wurden. Von hier hat man einen guten Blick über die Stadt. Korca könnte durchaus meine Lieblingsstadt in Albanien werden… Auch am folgenden Tag bleiben wir noch bis mittags, gehen nochmal Kaffee trinken und schlendern etwas durch die Stadt.