Svanetien – die Krone des Kaukasus

Hohe Berge, alte Wehrtürme und endlos viel Natur in Ushguli im hohen Kaukasus

Heute geht es zunächst weiter nach Mestia, wo wir neue Vorräte einkaufen. Weiter oben im Tal wird alles teurer, insbesondere die Restaurants. Dann nehmen wir die letzten 35 km bis Ushguli in Angriff. Die Strasse ist bis auf ein paar Baustellen ganz gute Betonpiste, meist besser als der Abschnitt bis Mestia. Die letzten 5 km haben es dann in sich. Die Piste wird sandig und schlammig und führt an einer Felswand entlang, unten rauscht der Fluss. Ohne Gegenverkehr sind diese Stellen aber kein Problem. Nur in Ushguli oben wurde es an den Schlammlöchern etwas schwierig, da der Gegenverkehr nicht noch zehn Sekunden warten kann. So stehen wir am Ende mit dem Bus mitten im Matsch, kommen aber zum Glück auch wieder raus. Hat der T4 gut gemacht! Die letzte steile Auffahrt klappt dann auch noch und wir finden neben einigen anderen overlandern (alles dicke Trucks) noch einen schönen Platz mit Gletscherblick.

Den nächsten Tag geniessen wir einfach hier oben. Wir machen einen kleinen Spaziergang zum Kloster und ins Dorf. Es gibt unzählige gute Fotomotive hier. Ushguli hat zwar viele Touristen, aber der Ort ist noch sehr ursprünglich und wenig verändert, Es gibt sehr viele alte Wehrtürme, die zum Teil direkt an den Wohnhäusern angebaut sind. Die swanischen Türme sind das Symbol für Swanetien und Überreste einer einzigartigen Verteidigungsstruktur aus dem frühen Mittelalter. Die Wehrtürme sollten vor Feinden und Naturkatastrophen schützen, gleichzeitig dienten sie als Signaltürme und Wachposten.

Der heutige Tag ist für eine mehrstündige Wanderung zum Fuß des Shkkara Gletschers vorgesehen. Die relativ einfache Strecke geht immer am Enguri entlang und wird am Ende etwas steiler bis auf 2360 Meter Höhe. Die untere Kante des Gletschers ist sehr aktiv. Ständig rollen Steine herunter und das Eis knarzt oft sehr laut. Während wir da sind bricht jedoch nichts ab. Es wird jedoch schnell klar, daß sich der Gletscher so jedes Jahr weiter zurückzieht.

Das Volk der Swanen
Die Swanen sind ein eigener georgischer Volksstamm mit uralten Stammessitten und einer eigenen Sprache. Im Kaukasus boten die abgelegenen Gebirgstäler bis in die Gegenwart hinein zahlreichen Völkergruppen Schutz vor Eroberung und Überfremdung, wodurch sie ihre Kultur über die Jahrtausende hinweg bewahrt haben. Swanisch gilt zwar als eine der drei georgischen Sprachen, ist jedoch für die übrigen Georgier nicht zu verstehen.
Die extremen und rauen Bedingungen in den Bergen des Kaukasus prägen den Charakter der swanetischen Bevölkerung bis heute. Die Swanen sind bekannt und gefürchtet wegen ihrer Tapferkeit und Kampfbereitschaft. Die kostbarsten Schätze Georgiens und Kunstwerke wurden bei drohenden Angriffen nach Swanetien gebracht und in der Abgeschiedenheit vor Plünderungen und Zerstörung bewahrt.

Die höchsten Berge Swanetiens
In Swanetien befinden sich die Hauptspitzen des Kaukasus und einige der höchsten Berge, sie liegen über den Bergen des Kaukasus wie eine eisige Krone. Die durchschnittliche Höhe des “Swanischen Kaukasus” liegt über 4.000 Meter. Der höchste Berg Georgiens ist der Schchara mit 5.068m. Zu den eindrucksvollsten Gletschern zählt auf jeden Fall der doppelköpfige Uschba, der “Berg des Schreckens”, sein Südgipfel ist 4.737m hoch und der Nordgipfel 4.698m.

Abends sitzen wir mit Renate und Bernhard vom Truck neben uns sowie einem Schweizer Pärchen zusammen und quatschen über Reisen und Gott und die Welt. Die beiden sind mit ihrem blauen THW Truck schon seit 2020 unterwegs. Vielleicht treffen wir uns später noch im Iran wieder.

Heute geht es zurück aus den Bergen wieder ein paar Etagen tiefer. Nach dem Regen der Nacht sind die Matschlöcher noch etwas größer, dafür staubt es nicht so sehr. In Mestia gehen wir noch schnell einkaufen und nehmen auf dem weiteren Weg noch zwei russische Tramper mit. Pavel (22) ist mit seiner Freundin für zwei Wochen ab Yerewan unterwegs. So haben wir bis kurz vor Zugdidi nette Unterhaltung an Bord. Die Route im Garmin führt irgendwann über üble Waldwege, also nehmen wir doch die Hauptstrecke über Zugdidi und fahren noch ein gutes Stück weiter. Kurz vor Senaki finden wir eine schöne Wiese an einem kleinen Fluss, wo kaum Verkehr ist. Hier bleiben wir heute. Es regnet schon wieder in der Nacht. Kommen wir morgen wieder von der Wiese raus?

Wir wollen ein Stück weiter nach Tskaltubo, einer ehemaligen Kurstadt mit vielen prunkvollen Sanatorien aus der Sovietzeit. Die meisten verfallen und sind heute lost places, das macht uns neugierig.