Nordmazedonien entdecken

Wie die Überschrift schon andeutet, geht es nun in ein von mir noch nicht bereistes Land. In den folgenden vier Tagen versuchen wir mal, uns einen Eindruck zu verschaffen. Skopje und den Mavrovo Nationalpark heben wir uns für den nächsten Besuch auf. Diesmal erkunden wir nur die Gegend um den Ohridsee.

Samstag

Über eine etwas holprige Strasse erreichen wir die Grenze zu Nordmazedonien. Hier will der Grenzer wieder die grüne Versicherungskarte sehen, bitteschön. Danach kurz anhalten und wieder eine neue Karte aufs Navi spielen. Bisher klappt das super mit den OSM Karten von alternativas libras.

Die Strasse führt zunächst nach Debar und dann an einem Stausee und später am Fluss Drim entlang. Die Drim wird aus dem Ohridsee gespeist, wo wir dann auch schon bald ankommen. Ich bin begeistert von den hervorragenden Strassen hier, das ist definitiv anders als in Albanien.

Die Stadt Struga ist bei Sonnenschein am Samstagmittag absolut faszinierend. Es ist wahnsinnig viel los auf den Strassen und es gibt eine Promenade am Ufer, einen kleinen Kanal (das ist die Drim) und eine gigantische Fussgängerzone. Was für ein Kontrast zu Albanien. Hier schaut niemand, als ob wir grade aus einem Raumschiff aussteigen würden. Es gibt viele Touristen aus sämtlichen umliegenden Ländern, ein paar deutsche Kennzeichen sehen wir auch. Wir finden einen Parkplatz in einer ruhigen Seitenstrasse vor einem unbebautem Grundstück mit Bäumen. Vik ist leider heftig erkältet und will das erstmal im Bus im Schlaf auskurieren. Also ziehe ich allein los zum Einkaufen und mache eine erste Runde zu Fuss durch den Ort. Abends kochen wir im Bus und gehen früh ins Bett.

Sonntag

Heute ist alles anders. Es hat in der Nacht geregnet und alles ist noch feucht. Sonntags hat fast alles zu und es sind kaum Menschen auf der Strasse. Wir ziehen nochmal zusammen los und suchen dabei auch Internet. Wir finden ein freies WLAN bei einem Wettbüro, das aber sehr langsam ist. So kann ich den neuen Artikel nicht hochladen.

St. John

Wir fahren weiter und sind 12 km später in Ohrid. Hier parken wir in der Altstadt und besichtigen die Festung (Samuel’s Fortress) sowie die St.John Kirche. Diese scheint das Wahrzeichen des Ohridsees zu sein und ist daher auch hier das Titelbild. Zum Glück scheint nun auch wieder die Sonne. Wir sind natürlich nicht allein hier, heute am Sonntag ist gut was los. Am Ufer entlang geht es zurück ins Zentrum zur Hafenpromenade und noch mehr Touristen.

Wir fahren ein paar Kilometer weiter am See entlang und finden eine schöne Stelle für die Nacht südlich von Sveti Stefan direkt am See. Der Schotterweg endet hier am Zaun vom Granit Hotel. Wo kommen die vielen Leute her, die hier entlanglaufen? Aha, es gibt eine kleine Lücke im Zaun, durch die gerade eine Person hindurchpasst. Schon bald bin ich vorbei am Swimmingpool (noch ohne Wasser) im Hotel und sitze in der Lobby mit schnellem Internet.

Wir verbringen eine angenehme Nacht mit Seeblick und Wellenrauschen. Ab und zu kommt ein Partyboot mit lauter Musik vorbei. Leider verschlechtert sich das Wetter wieder.

Montag

Heute ist wie befürchtet ein Regentag. In Ohrid können wir mittags noch einen Spaziergang machen und wir essen Grillspiesse beim Imbiss. Dann fahren wir ca 50 km weiter durch die Berge zum Prespasee. Als wir uns dem See nähern, öffnet sich die Landschaft zu einer weiten, grünen Ebene mit einem endlosen Meer von blühenden Apfelbäumen. Das hat was von Südtirol und wäre bei Sonnenschein bestimmt noch viel schöner.

Auf maps.me habe ich einen “self organized camping” entdeckt und bin natürlich neugierig, was sich dahinter verbirgt. Das Hotel Europa ist nur noch eine Ruine und direkt dahinter ist das Camp bzw. war das Camp. Immerhin gibt es noch einen asphaltierten, sehr zugewachsenen Weg durch den Dschungel und wir parken am Ende der verfallenen Anlage auf einem Basketballfeld. Bei dem Wetter können wir so wenigstens halbwegs sauber um den Bus laufen, man braucht ja immer mal was aus dem Heckauszug. Der Blick auf den See ist perfekt, also bleiben wir und hoffen auf besseres Wetter am Dienstag.

Dienstag

Am Morgen hört der Regen tatsächlich auf. Wir gehen noch kurz zur Ruine des Hotel Europa hoch und schauen uns das mal von innen an. Ein klassischer “Lost Place”. War sicher mal ein feines Hotel mit super Blick über den See. Was hier wohl passiert ist? Das Internet gibt Aufschluss.

Hotel Europa – Lost place in Northmacedonia

To be frank, Hotel Evropa has seen better days.
On the shores of Lake Prespa in North Macedonia in the village of Oteševo is the ravaged shell of what was once a symbol of post-communist optimism. That’s not to say it is abandoned, arguably far from it as it’s on most urbex hunters bucket list (urbex=urban explorer). Places like Hotel Evropa feed the growing fascination with the lost and left behind., especially if it offers a bridge from the soviet or socialist era to today. This spot ticks all the boxes with its combination of striking architecture and distinctive signage and a national monument just up the road.
While the hotel was built after the collapse of the communist system arguably its creation and fate are intrinsically linked. It is not located in the heart of the tourist hub, instead, looming large in the area is an important spot where pivotal decisions about the redrawing of the Balkan region and South-Eastern Europe in the aftermath of WW2, were agreed. Those decisions, made in the village of Oteševo in 1943 by partisan fighters and their aligned groups, paved the way for the drawing of the post-war map of the Balkans that remained broadly in place until the collapse of communism. The consequences of what happened in the aftermath reverberate to this day. The Prespa Party Conference was considered of sufficient magnitude by Tito that it was honoured by the creation of a spomenik in the village of Oteševo which was erected in 1973.  An excellent spot to read about the conference in more detail is provided by the Spomenik Database here 
There’s a lot of whispers and folklore surrounding how the hotel burnt down in the mid-2000s and who owns it now, so perhaps its days are numbered as an urbex hotspot.
The photos of the hotel were taken by Sam Leijenhorst who has taken his urban exploration to the next level. He’s creating  ‘video documentation’ of his mammoth journey from the Netherlands to Tokyo.
https://www.greyscape.com/architects/hotel-evropa-north-macedonia/

Dann fahren wir weiter am See entlang nach Konjsko. Oberhalb vom Ort ist die kleine Kirche Sveti Nikola. Von hier haben wir einen guten Blick in alle Richtungen über den See. Je nachdem in welche Richtung man schaut, sieht man gegenüber Nordmazedonien, Albanien oder Griechenland. Hallo, Griechenland ist doch EU. Wir haben hier Mobilfunkempfang und ich kann mit meinem Aldi Talk Paket surfen. Praktisch, da wir für die kurze Zeit in NMK keine SIM Karte haben. Wir gehen noch runter in den Ort und weiter zur Landspitze. Hier treffen wir genau 2 Menschen, sonst scheint der Ort auch eher verlassen. Einige Besucher kommen vielleicht im Sommer in ihre Häuser oder Wohnwagen. Einige Fischerboote liegen am Strand. Es beginnt wieder leicht zu regnen.

Hier gibt es einen weiteren interessanten Artikel über Lost Places, die wir später in Georgien entdeckt haben:

https://asiabike.de/van-reise-2022/lost-places-eine-reise-in-die-vergangenheit/

Da wir heute sowieso nicht mehr weit kommen, übernachten wir noch einmal am See unweit der letzten Stelle, diesmal ohne Ruinen und mit noch mehr Natur. Auch der Müll hält sich hier sehr in Grenzen. An den Lagerfeuerstellen sieht man, dass manchmal schon jemand hier ist. Ruhiger und schöner freistehen geht kaum. Wir hoffen weiter auf Wetterbesserung.

Das ist mal tolles Freistehen in der Einsamkeit

Mittwoch

Es klappt. Als ich um sechs Uhr aufwache, kommt die Sonne gerade hinter den Bergen am gegenüberliegenden Seeufer hervor. Natürlich ist es noch kalt und feucht draussen, aber ein paar Fotos müssen sein. Ich geniesse die absolute Ruhe, ab und zu unterbrochen von einigen Vögeln am See. Schnell wird es wärmer und zwei Stunden später frühstücken wir bei geöffneter Schiebetür.

Es geht nun zurück nach Ohrid. Unterwegs halten wir kurz in den Apfelplantagen. Heute sind die Bauern alle mit kleinen Traktoren und großen Gebläsen unterwegs, das werden wohl Pestizide sein, die hier versprüht werden.

In Ohrid steht Tanken und Einkaufen auf dem Plan. Das wäre eigentlich nichts Besonderes, wenn der Diesepreis nicht 1,40 € wäre. Das ist nur wenig mehr als in Ungarn. Volltanken ist also angesagt.

Nächster Halt ist nochmal am Ohridsee in Sveti Naum am Südende des Sees. Unser letztes Bargeld reicht noch für 2 Pancakes im Restaurant.

Weiter geht es über die Grenze zurück nach Albanien, wo es dann nach Tirana und dann in den Süden geht.